
Catarata Chichanaco de Mijani: Andenwasserfall bei Putina
Lage und Charakter der Catarata Chichanaco de Mijani
Die Catarata Chichanaco de Mijani ist ein auffälliger Andenwasserfall im Umland der Stadt San Antonio de Putina, in der Region Puno. Er wird vom Wasser des Río Pongongoni gespeist, der von den vereisten Gipfeln einer Gebirgskette herabfließt, die sich mit dem östlichen Ausläufer der peruanischen Andenkordillere verbindet. Auf seinem Weg ins Tal formt der Fluss ein wildes, felsiges Bett – und an einer Engstelle die eindrucksvolle, mehrstufige Chichanaco-Kaskade.
Der Wasserfall liegt in einer felsigen Schlucht mit großen vulkanischen Gesteinsblöcken, die in eigenwilligen Formen aufragen. Zwischen den Felsen und am Fuß der Kaskade finden sich zahlreiche Rundkiesel und gebrochene Mittelsteine, die von der Kraft des Wassers zeugen. Besonders in der Regenzeit von November bis April zeigt sich die Catarata Chichanaco de Mijani von ihrer dynamischsten Seite, während in der Trockenzeit der Abfluss geringer ist, aber die Felsstrukturen noch deutlicher hervortreten.
Eine Kaskade in drei Stufen
Die Catarata Chichanaco de Mijani besteht aus drei Fallstufen, die sich nacheinander in den Fels einschneiden:
- Erste Stufe: ein oberer, kurzer Fall von etwa 2 Metern Höhe, an dem der Fluss über eine kleine Felskante stürzt und weiter in die Schlucht gleitet.
- Zweite Stufe: der spektakulärste Abschnitt – ein freier Fall von rund 20 Metern, bei dem der Wasserstrahl als weißer Schleier vor der Felswand hinabstürzt.
- Dritte Stufe: ein weiteres Gefälle von etwa 5 Metern, das in ein natürliches Felsbecken mündet. Hier sammelt sich das Wasser in einer Art Tauchbecken und strömt anschließend weiter durch ein breites, steiniges Flussbett.
Die Kombination aus mehreren Fallstufen, engen Felskanälen und dem natürlichen Becken macht die Chichanaco-Kaskade zu einem abwechslungsreichen Landschaftserlebnis – akustisch wie optisch.
Panorama vom Wasserfall und Andenlandschaft
Von der oberen Fallkante aus öffnet sich ein weiter Blick auf das umliegende Hochland: die Stadt Putina in der Ferne, hochgelegene Graslandschaften, Hügelzüge, Felsvorsprünge und die Apus, die Hüterberge der Region. Bei klarer Sicht bildet der Kontrast zwischen dem grünen Hochlandgras, den dunklen Felsen und dem Weiß des Wassers ein eindrucksvolles Landschaftspanorama.
Der Wasserfall selbst ist von mächtigen Felsformationen umgeben, in deren Ritzen Moose und Flechten wachsen. Sie überziehen die steilen Wände mit einem leicht grünen Schimmer und verstärken den Eindruck einer lebendigen, von Wasser und Zeit geformten Skulptur.
Flora: Gräser, Büsche und Felsvegetation
Die Vegetation rund um die Catarata Chichanaco de Mijani ist typisch für die Hochlagen des Altiplano, aber erstaunlich vielfältig, wenn man genauer hinschaut.
- Ichu ichu und Féstuca – hochlandtypische Gräser, die die Hänge in weiche Polster verwandeln,
- Tolas und Tolas-Sträucher – robuste Büsche, die Trockenheit und Wind trotzen,
- Lupinus – Leguminosen mit attraktiven Blütenständen,
- Kariwa und andere Hochlandkräuter,
- Bromo catártico, Cebadilla, Canadillo und Astragalus – weitere Gräser und Kräuter, die die Hänge stabilisieren.
Direkt in den Felswänden wachsen Moose und Flechten in Polsterform. Sie besiedeln kleine Nischen und Spalten, speichern Feuchtigkeit und verleihen den Felsflächen ihren charakteristischen grünlichen Ton – besonders gut sichtbar in der Regenzeit.
Fauna und Vogelwelt
Die Umgebung der Catarata Chichanaco de Mijani ist Lebensraum einer bemerkenswerten Tierwelt. In den Felsen, zwischen Gräsern und Büschen, lassen sich bei ruhiger Bewegung verschiedene Arten beobachten.
Säugetiere und Andentiere
Mit etwas Geduld und Glück können Besucher folgende Tiere sehen:
- Vizcachas – flinke Nagetiere, die zwischen den Felsen klettern und springen,
- Taruka andina – ein Andenhirsche, die sich gelegentlich in den höheren Zonen zeigen,
- Zorrinos (Stinktiere),
- Andenfüchse (zorro andino),
- Andenkatze (gato andino) – sehr selten und nur gelegentlich beobachtbar.
Vögel rund um den Wasserfall
Die Kaskade ist auch ein attraktiver Ort für verschiedene Vogelarten. Zu den hier beobachteten Arten gehören:
- Gorrión cordillerano – typischer Hochlandspatz,
- Leque leques,
- Alqamaris – lokale Greifvögel,
- Cernícalos (Falken),
- Águila andina – Andenadler,
- Jaqacllo,
- Andenspechte (pájaro carpintero).
Die Kombination aus Felswänden, Aufwinden und offener Landschaft macht die Cascada zu einem idealen Beobachtungspunkt für Greifvögel, die über der Schlucht kreisen, und kleinere Arten, die sich entlang der Ufervegetation bewegen.

Rituale, Kultur und andiner Kalender
Die Catarata Chichanaco de Mijani ist nicht nur ein Naturziel, sondern auch Teil der andinen Rituallandschaft. An bestimmten Tagen im Jahreslauf werden hier mystisch-spirituelle Zeremonien abgehalten.
- 21. Juni – Andines Neujahr: Der Sonnenwendtag markiert im Andenkalender den Beginn eines neuen Zyklus. In der Nähe des Wasserfalls können Dankes- und Reinigungsrituale stattfinden.
- 1. August – Tag der Pachamama: Ein wichtiger Termin, an dem der Erde für ihre Gaben gedankt und Opfergaben – etwa Blätter, Blumen, Speisen und Getränke – dargebracht werden.
Die Präsenz des Wassers, das aus den Bergen herabströmt, wird als sichtbarer Ausdruck der Lebenskraft der Pachamama verstanden – entsprechend respektvoll gehen lokale Gemeinschaften mit der Umgebung um.
Caminata, Trekking und Camping
Die Umgebung der Catarata Chichanaco de Mijani bietet sich hervorragend für Wandern/Trekking an. Der kurze Zugangspfad vom Straßenabzweig führt durch offene Hochlandlandschaft und nähert sich der Kaskade Schritt für Schritt, bis das Rauschen des Wassers lauter wird und die Felsen den Blick rahmen.
Für naturverbundene Reisende besteht die Möglichkeit, in der Umgebung zu campen (bei geeigneter Ausrüstung und respektvollem Umgang mit der Natur). Lagerplätze sollten so gewählt werden, dass Flussufer und Vegetation geschont werden und kein Müll zurückbleibt.
Unverzichtbar sind:
- gute, rutschfeste Schuhe,
- warme Kleidung im Zwiebelsystem,
- Regenschutz in der Regenzeit,
- Sonnenschutz (Hut, Brille, Creme),
- ausreichend Trinkwasser und Snacks.
Anreise zur Catarata Chichanaco de Mijani ab Puno
Die Anreise erfolgt von Puno über Juliaca nach San Antonio de Putina und von dort weiter in Richtung Quilcapuncu. Ein kurzer Fußweg führt schließlich direkt zur Kaskade.
Etappen der Anreise
- Puno – Juliaca
Terminal Terrestre Interprovincial de Puno – Mercado Túpac Amaru (Juliaca)
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 45 km / etwa 1 Stunde - Juliaca – Terminal San Francisco
Mercado Túpac Amaru – Terminal Terrestre Interprovincial San Francisco (Juliaca)
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 10 Minuten - Juliaca – Putina
Terminal San Francisco – Paradero der Combis (Av. 2 de setiembre), Stadt Putina
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 92 km / etwa 1 Stunde 40 Minuten - Putina – Abzweig zur Cascada Chichanaco de Mijani
Paradero der Combis (Av. 2 de setiembre) – Abzweig zur Cascada Chichanaco de Mijani an der Straße zum Distrikt Quilcapuncu
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Taxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 4,6 km / etwa 8 Minuten - Abzweig – Catarata Chichanaco de Mijani
Abzweig an der Straße – Wasserfall
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Weg: Pfad (Sendero)
Distanz/Zeit: ca. 200 m / etwa 10 Minuten
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Die Catarata Chichanaco de Mijani kann ganzjährig besucht werden. Für unterschiedliche Reiseinteressen bieten sich verschiedene Jahreszeiten an:
- Regenzeit (November bis April): stärkster Wasserfluss, eindrucksvollste Kaskade, aber möglicherweise rutschige Pfade.
- Trockenzeit: geringerer Abfluss, klarere Sicht auf die Felsstrukturen und leichter begehbare Wege.
Empfohlene Besuchszeiten sind zwischen 07:00 Uhr und 17:00 Uhr, damit sowohl Anreise als auch Rückweg bei Tageslicht erfolgen können.
Wer die Catarata Chichanaco de Mijani besucht, erlebt eine Hochlandkaskade, in der sich die Energie des Andenwassers, das Grün der Vegetation, die Präsenz von Wildtieren und die Spiritualität der lokalen Gemeinden zu einem intensiven Naturerlebnis verbinden.

