
Ciudad Encantada de Chillihua – Verzauberter Steinwald im Aymara-Altiplano
Überblick: Geheimnisvolle Felsstadt bei Chillihua Grande
Die Formación Pétrea Ciudad Encantada de Chillihua liegt in der Gemeinde Chillihua Grande im Süden der Region Puno und ist auch als „bosque de piedra“ – Steinwald – bekannt. Wie eine versteinerte Stadt erhebt sich ein Meer aus gewaltigen Felsblöcken, Säulen und Türmen aus der Hochland-Meseta: Felsen, die an Menschen, Tiere, Schlösser, Kirchen oder mythische Wesen erinnern. Nebelschwaden, Wind und das Rauschen eines klaren Flusses, der sich am Fuß der Felswände entlangschlängelt, verstärken die Atmosphäre von Mystik und Legenden.
Zwischen den Felsen finden sich Höhlen, Überhänge und abenteuerliche Durchgänge, in denen sich Felsmalereien in Rot und Weiß, Knochenreste und Keramikfragmente erhalten haben – Spuren präinkaischer und inkaischer Kulturen. Die Ciudad Encantada de Chillihua ist damit zugleich Naturschauspiel, geologisches Archiv und archäologisches Freilichtmuseum im Aymara-Altiplano.
Lage und Landschaft: Steinwald auf einer vulkanischen Hochebene
Chillihua Grande liegt auf einer Meseta volcánica, einer leicht geneigten vulkanischen Hochebene, in der mächtige Felsplatten und -türme wie natürliche Monumente stehen. Die Felsstrukturen sind das Ergebnis:
- subhorizontal abgelagerter vulkanischer Sedimente,
- langandauernder Erosion durch Wind, Wasser und Frost,
- und der tektonischen Hebung des Altiplanos.
So entstand über Jahrtausende eine Landschaft mit:
- Farallones – steilen Felswänden, die sich in den Himmel bohren,
- Felsbalkonen, Pfeilern und Graten,
- Schluchten, kleinen Bächen und natürlich gespeisten Bofedales (Hochmoorwiesen),
- sowie einem kristallklaren Fluss, der sich durch das Felslabyrinth windet.
Das Zusammenspiel aus vulkanischem Gestein, Hochlandvegetation und Wasser erzeugt einen beeindruckenden Andenpanoramablick, der besonders in den Morgenstunden durch klare Sicht und schräges Licht zur Geltung kommt.
Steinfiguren und natürliche Skulpturen
Die Ciudad Encantada de Chillihua ist berühmt für ihre bildhaften Felsformen, die bei jedem Schritt neue Perspektiven eröffnen. Je nach Blickwinkel erkennt man:
- Figuren von Menschen – Paare, Prozessionen oder Wachen, die wie versteinerte Bewohner der Felsstadt wirken,
- Tiergestalten – insbesondere Andenkameliden in verschiedenen Haltungen und Größen,
- architektonische Formen – Schlösser, Kirchen, Türme, Intihuatana-ähnliche Felsblöcke, hohe Säulen wie „Wächter“ am Stadtrand.

Die zweiköpfige Schlange und die Hochzeitsprozession
Zu den bekanntesten Felsfiguren zählen:
- eine zweiköpfige Schlangenform, die sich über mehrere Felsblöcke erstreckt,
- eine Felsgruppe, die als „Brautpaar mit Gefolge“ interpretiert wird – eine Szene, die an ein traditionelles Aymara-Hochzeitsritual (kasarasiri) erinnert,
- mehrere Auquénido-Figuren, die wie Lama- oder Alpaka-Herden auf den Felsplateaus ruhen.
Diese „Skulpturen“ sind nicht von Menschenhand geschaffen, sondern das Ergebnis reiner Naturkräfte. Gerade deshalb wirken sie wie ein geologisches Theater, dessen Figuren seit Jahrtausenden reglos in die Weite des Altiplanos blicken.
Castillo, Kirchen und Intihuatana
Im Zentrum des Felswaldes erhebt sich ein massiver Block, der an ein prominentes Schloss erinnert – das „Castillo“. In seinem Inneren und Umfeld lassen sich:
- große, hallenartige Räume und natürliche Säle,
- felsige „Kirchen“ und „Gebäude“,
- Intihuatana-artige Felssteine, die an Sonnencultorte erinnern,
- hohe Säulen, die wie <strongwächterfiguren< strong=““> über dem Gelände stehen,</strongwächterfiguren<>
- Tunnel, Bögen und enge Durchgänge, die sich ideal für kurze Entdeckungstouren eignen.
Zwischen den Felsen öffnen sich immer wieder Balkone und Aussichtspunkte, von denen aus man den Fluss, die Bofedales und die umliegenden Hochlandketten überblicken kann.

Höhlen, Felsmalereien und archäologische Spuren
Die Ciudad Encantada de Chillihua ist nicht nur ein geologisches Wunder, sondern auch ein archäologischer Schatz. Zwischen den Felsen haben sich mysteriöse Höhlen und Überhänge gebildet, die von den Menschen früherer Epochen genutzt wurden.
- Felsmalereien (Arte rupestre) in Rot und Weiß,
- Reste von Knochen,
- Keramikfragmente und andere Utensilien,
die präinkaischen und inkaischen Kulturen zugeschrieben werden. Diese Spuren deuten darauf hin, dass die Felsstadt:
- als Unterschlupf und Lagerplatz,
- als rituelles Zentrum,
- und möglicherweise als Beobachtungspunkt für das Hochland und seine Routen
gedient hat. Für Forschung und Studienreisen bietet das Gebiet reiches Material zur Kultur- und Umweltgeschichte des Altiplanos.
Flora, Wasser und Hochlandökosystem
Trotz des felsigen Charakters ist die Umgebung der Ciudad Encantada reich an Hochlandvegetation. Besonders häufig sind:
- Thola-Sträucher,
- Queñua-Bäume – robuste Andengehölze,
- verschiedene Gräser und Büsche rund um Quellen, Bäche und Bofedales.
Die Bewohner der umliegenden Gemeinden nutzen thola und queñua seit Jahrhunderten als Brennmaterial zum Kochen und Heizen. Einige natürliche Quellen und permanente Bofedales sorgen für Wasser in der Trockenzeit und bieten Weideflächen für Tiere, während kleine Bäche in den oberen Anden entspringen und sich durch die Felslandschaft ziehen.
Anreise zur Ciudad Encantada de Chillihua
Die Ciudad Encantada de Chillihua ist von Ilave aus mit einem privaten Fahrzeug erreichbar. Die letzten Kilometer führen über eine unbefestigte Straße, die bei trockenem Wetter gut befahrbar ist.
- Ilave – Checca
Start: Plaza de Armas von Ilave
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: privates Auto oder Taxi
Straßentyp: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 10 km / ca. 15 Minuten - Checca – Formación Pétrea Ciudad Encantada de Chillihua
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: privates Auto (idealerweise Geländewagen)
Straßentyp: Piste (afirmado)
Distanz/Zeit: ca. 48 km / ca. 1 Std. 20 Min.
Von dort erschließt man die Felsformationen zu Fuß. Aufgrund der Größe des Areals lohnt es sich, mehrere Stunden für Erkundungen einzuplanen.
Beste Reisezeit und Sicherheitshinweise
Die Ciudad Encantada de Chillihua ist nicht permanent touristisch erschlossen und wird eher sporadisch und in bestimmten Monaten besucht. Das Klima des Altiplanos kann extrem sein, insbesondere während der Regenzeit.
- Besuchszeitraum: empfohlene Monate mit stabilem, trockenem Wetter
- Übliche Besuchszeiten: 06:00 – 13:00 Uhr
- Nicht empfohlen: während der Regenzeit wegen Gewittern und Blitzgefahr
Empfohlene Ausrüstung:
- warme, wind- und regenfeste Kleidung,
- feste Wanderschuhe mit gutem Profil,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme),
- ausreichend Wasser und Snacks,
- ggf. GPS/Offline-Karten und örtliche Begleitung, da das Gelände weitläufig und unmarkiert ist.
Aktivitäten für Besucher
Die Ciudad Encantada de Chillihua ist ein ideales Ziel für Reisende, die Landschaft, Geologie und stille Entdeckung verbinden möchten.
- Caminata/Trekking
Wanderungen zwischen Felsformationen, Säulen, Bögen und Schluchten. Je nach Kondition können kurze Rundgänge oder längere Erkundungstouren unternommen werden. - Fotografie und Film
Beeindruckende Motive von Felsfiguren, Castillos, Schlangenformen, „Hochzeitsprozessionen“, Farallones und dem Fluss im Hintergrund. - Landschaftsbeobachtung
Panoramablicke über die vulkanische Hochfläche, die Bofedales, den Fluss und die umliegenden Andengipfel. - Studien und Forschung
Möglichkeit zur geologischen, archäologischen und ökologischen Feldforschung, etwa zu Felsmalereien, Materialfunden und Hochlandvegetation.
Die Ciudad Encantada de Chillihua ist mehr als nur eine Ansammlung von Felsen: Sie ist eine versteinerte Erzählung der Natur, in der Wind, Wasser und Zeit eine Stadt der Fantasie geschaffen haben – ein Ort, der seine Besucher mit der stillen Magie des Altiplanos empfängt.

