
Mirador Natural de Sirpiqaqa: Die Schlange mit den sieben Köpfen über Putina
Lage, Höhe und Landschaft des Mirador Natural de Sirpiqaqa
Der Mirador Natural de Sirpiqaqa liegt östlich der Stadt San Antonio de Putina und ist ein beeindruckendes Ensemble vulkanischer Felsformationen von etwa 30 Hektar. Das Gebiet erstreckt sich zwischen 3.900 und 4.120 m ü. M. in einer engen, geschwungenen Schlucht – eine geologische Bühne, die von der Bevölkerung als „Schlange mit den sieben Köpfen“ bezeichnet wird.
Der Name rührt von den auffälligen Felszinnen und Pfeilern her, die wie aufragende Köpfe einer steinernen Schlange aus der Landschaft ragen. Die wichtigste dieser Formationen ist die „Hauptkuppe“ am nördlichen Ende des Komplexes. Hier wurde Infrastruktur für Besucher geschaffen: ein kleines Amphitheater, Fußwege, Treppen, Sitzbänke und ein künstlicher Wasserfall mit drei Stufen. Viele Einheimische vergleichen diesen Bereich mit einem steinernen Schloss, dessen Türme den Himmel des Altiplano berühren.
Vom höchsten Punkt des Miradors öffnet sich ein weiter Panoramablick über die Stadt Putina und die umliegende Hochlandlandschaft – ein idealer Ort, um die Geometrie der Felsen, die welligen Hügel und den Himmel des Altiplano zu beobachten.
Die Legende von Sirpiqaqa: Die versteinerte Schlange
Der Mirador ist nicht nur ein geologisches Phänomen, sondern auch tief in der mündlichen Überlieferung der Region verankert. Die älteren Bewohner erzählen die Legende von Sirpiqaqa, die auf die „Schlange der sieben Köpfe“ zurückgeht.
In längst vergangenen Zeiten, so heißt es, lebte in dieser Schlucht eine gewaltige Schlange mit sieben Köpfen, die mit dem Bösen in Verbindung gebracht wurde. Sie soll das Vieh der Menschen verschlungen haben, die in der Umgebung lebten, und Angst und Unheil verbreitet haben. Als die Schlange sich schließlich auch gegen die erste Patronin des Ortes, die Jungfrau Maria, erheben wollte, schritt – der Legende nach – ihre göttliche Kraft ein:
- Die Jungfrau stellte sich der Schlange entgegen,
- die siebenköpfige Kreatur erstarrte im Moment ihrer Hybris,
- und wurde zu Stein, für immer im Fels der Schlucht eingeschrieben.
So erklärt die Legende die heutige Felslandschaft: Die Säulen und Turmspitzen sind die versteinerten Köpfe des Ungeheuers. Aus einem Ort des Schreckens wurde ein Ort der Kontemplation, an dem sich heute Besucher sicher durch die Wege und Kanzeln bewegen.

Flora, Fauna und Vogelwelt in Sirpiqaqa
Zwischen den Felsformationen und auf den Hängen des Miradors hat sich eine typische, aber vielgestaltige Hochlandvegetation etabliert. Sie ist an Wind, Sonne und große Temperaturunterschiede angepasst und verleiht der Landschaft grüne Akzente zwischen dem Grau und Rot der vulkanischen Gesteine.
Hochlandflora der Puna
Zu den häufigen Pflanzenarten zählen:
- Queñua – an Kälte angepasste andine Bäume und Sträucher,
- Espina de Cristo – dornige Büsche, die Hänge und Wege säumen,
- Puyas andinas – charakteristische Bromeliengewächse mit stacheligen Rosetten,
- Hichu hichu und Panty panty – lokale Kräuter- und Straucharten, typisch für die Puna.
Zwischen Felsen und Büschen wechseln sich karge Flächen, Flechten, Grasinseln und dünne Strauchlinien ab – ein Mosaik, das dem geübten Blick viel botanische Vielfalt eröffnet.
Tiere und Vogelbeobachtung
Der Mirador ist auch Lebensraum zahlreicher Tiere, die in den Felsnischen, Höhlen und auf den Hängen Unterschlupf finden. Besucher können mit etwas Geduld unter anderem beobachten:
- Vizcachas – scheue Nagetiere, die an übergroße Kaninchen erinnern und zwischen den Felsblöcken umherspringen,
- Andenfüchse – gelegentlich in der Dämmerung sichtbar,
- wilde Meerschweinchen.
Für Ornithologen und Naturfreunde ist Sirpiqaqa ein besonders spannendes Ziel. Zur Vogelwelt zählen:
- Jilgueros (Stieglitze),
- Golondrinas (Schwalben),
- Canasteros,
- Andenspechte (pájaro carpintero andino),
- Adler und Bergfalken (halcones cordilleranos),
- Gorriones (Spatzen),
- Allqamaris – lokale Greifvögel.
Die Felswände bieten Aufwind und Nistplätze, während die Sträucher Nahrung und Schutz bieten – ideale Voraussetzungen für eine artenreiche Avifauna.
Kultur, Rituale und andiner Kalender
Der Mirador Natural de Sirpiqaqa ist nicht nur Landschaftspark, sondern auch ein Ort gelebter Andenkultur. Auf den Terrassen, Wegen und Aussichtsplattformen finden regelmäßig rituelle Praktiken statt, die sich nach dem andinen Festkalender richten.
Zu den wichtigsten Anlässen gehören:
- Andines Neujahr – Año Nuevo Andino,
- der Tag der Pachamama,
- Karneval,
- Pfingsten (Pentecostés),
- Beginn der Fastenzeit (Cuaresma) und andere Festtage.
An diesen Tagen treffen sich Familien, Gemeinschaften und Besucher, um der Erde zu danken, Feuer zu entzünden, Opfergaben zu bringen und unter freiem Himmel zu beten. Der Felspark wird so zur Bühne für Lieder, Tänze und Zeremonien, die Natur und Glaube miteinander verbinden.
Caminata, Aussicht und touristische Aktivitäten
Der Mirador Natural de Sirpiqaqa ist wie geschaffen für Caminata/Trekking. Ein Netz aus Wegen, kleinen Treppen und Pfaden erschließt die Felsformationen und führt Schritt für Schritt nach oben zur „Hauptkuppe“.
Typische Aktivitäten sind:
- Spaziergänge und kurze Wanderungen durch den Felspark,
- Trekking zu höheren Aussichtspunkten mit Blick auf Putina,
- Fotografie und Filmaufnahmen der Felsformationen, des künstlichen Wasserfalls und des Stadtpanoramas,
- Studien und Forschung zu Geologie, Flora, Fauna und kultureller Nutzung.
Auf den oberen Plattformen öffnet sich ein 360°-Blick über Putina und die umliegende Hochebene. Besonders in den Morgen- und späten Nachmittagsstunden taucht das Licht die Felsformationen in kräftige Rot- und Ockertöne – ideale Bedingungen für stimmungsvolle Fotos.

Anreise zum Mirador Natural de Sirpiqaqa ab Puno
Die Anreise erfolgt von Puno über Juliaca bis nach San Antonio de Putina. Von dort ist der Mirador in wenigen Gehminuten erreichbar.
Etappen der Anreise
- Puno – Juliaca
Terminal Terrestre Interprovincial de Puno – Mercado Túpac Amaru in Juliaca
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: öffentlicher Minibus
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 45 km / etwa 1 Stunde - Juliaca – Terminal San Francisco
Mercado Túpac Amaru – Terminal Terrestre Interprovincial San Francisco (Juliaca)
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Mototaxi
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 1,5 km / etwa 10 Minuten - Juliaca – Putina
Terminal San Francisco – Paradero der Combis (Av. 2 de setiembre) in Putina
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: Combi (Kleinbus)
Straßenart: asphaltiert
Distanz/Zeit: ca. 90 km / etwa 1 Stunde 40 Minuten - Putina – Mirador Natural Sirpiqaqa
Paradero der Combis (Av. 2 de setiembre) – Mirador Natural Sirpiqaqa
Art des Zugangs: terrestrisch
Verkehrsmittel: zu Fuß
Weg: affirmierte Straße / Fußweg
Distanz/Zeit: ca. 400 m / etwa 15 Minuten
Beste Reisezeit und praktische Hinweise
Der Mirador Natural de Sirpiqaqa kann ganzjährig besucht werden. Aufgrund der Höhenlage und der Sonne des Altiplano ist eine passende Ausrüstung wichtig.
- Besuchszeitraum: Todo el Año (das ganze Jahr über).
- Empfohlene Besuchszeiten: 08:00 Uhr bis 16:00 Uhr.
Empfehlungen für Besucher:
- bequeme, rutschfeste Schuhe oder leichte Wanderschuhe,
- leichte, aber winddichte Jacke – das Wetter kann schnell umschlagen,
- Sonnenschutz (Hut, Sonnenbrille, Sonnencreme),
- ausreichend Trinkwasser und kleine Snacks,
- Respekt gegenüber Ritualplätzen und natürlichen Formationen – nichts besteigen, was nicht als Weg ausgewiesen ist, und keine Steine verschieben.
Wer Sirpiqaqa besucht, erlebt eine Landschaft, in der sich Legende und Geologie, Fels und Glaube, Tierwelt und Panoramablicke zu einem eindrucksvollen Anden-Erlebnis verbinden – eine steinerne Schlange, die heute als stiller Wächter über der Stadt Putina ruht.

